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Digitale Nachweise ermöglichen eine sichere und effiziente Übermittlung von verifizierbaren Informationen, ohne dass man auf vertrauenswürdige Dritte wie Behörden oder Institutionen angewiesen ist. Für Nutzende wird dadurch die Sicherheit und Privatsphäre gestärkt und die Datenübermittlung vereinfacht.

Digitale Nachweise bieten daher zahlreiche Vorteile:

  • Schutz der Privatsphäre: Nutzerinnen und Nutzer können selbst entscheiden, welche Attribute sie offenlegen und mit wem sie Daten teilen.
  • Datensicherheit: Digitale Nachweise sind durch den Einsatz von Kryptografie manipulationssicher, so dass die Integrität der Daten gewährleistet ist.
  • Kontrolle über die Daten: Die Inhaberin oder der Inhaber von digitalen Nachweisen hat die Kontrolle über die Verbindung mit den Ausgabestellen und Überprüfungsstellen. So können sie nachvollziehen, wann welche Daten geteilt wurden. Ebenso können sie die Verbindung jederzeit widerrufen.
  • Portabilität: Digitale Nachweise bieten eine hohes Mass an Portabilität. Die Nachweise können in einer elektronischen Brieftasche (engl. Wallet), die z.B. auf einem Smartphone installiert ist, gespeichert und bei Bedarf geteilt werden. Dies erhöht die Flexibilität und vereinfacht den Datentransfer.
  • Standardisierung: Digitale Nachweise sind standardisiert, wodurch Prozesse beschleunigt werden können.

Digitale Nachweise im Bildungssystem

Im zukünftigen digitalen Bildungsraum gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für digitale Nachweise. Denkbar ist, dass diese von der Zulassung zu Bildungsinstitutionen, über Qualifikationen bis zu Abschlüssen eingesetzt werden können, wie unsere Beispiele zeigen.

Ausstellen eines Zeugnisses

Durch die Verwendung digitaler Nachweise können Zeugnisse in einem digitalen Format an Schülerinnen und Schüler ausgehändigt werden. Dies bietet den Vorteil, dass sie auf das Zeugnis jederzeit und überall zugreifen und es vorzeigen können. Für Überprüfungsstellen sind digitale Zertifikate von Vorteil, da sie manipulationssicher und leicht zu verifizieren sind.

Zulassung zu weiterführenden Bildungsinstitutionen

Digitale Nachweise können den Zulassungsprozess beschleunigen und vereinfachen. Angehende Studentinnen und Studenten können der Bildungsinstitution durch eine direkte und verschlüsselte Verbindung auf einfache Weise die nötigen Informationen zu ihren Abschlüssen zukommen lassen. Die Bildungsinstitutionen wiederum können die digitalen Zeugnisse einfach digital verifizieren. Damit entfällt die aufwändige manuelle Prüfung von Papierdokumenten.

Portabilität bei Schulwechsel

Auch bei einem Schulwechsel bieten digitale Nachweise eine einfache Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, ihre Qualifikationen zu übertragen. Mit digitalen Nachweisen können sie schnell und einfach ihre Zeugnisse und Qualifikationen an die neue Schule übermitteln, ohne auf Papierdokumente angewiesen zu sein. Dies spart Zeit und Aufwand für Lernende und Schulen und stellt sicher, dass die Qualifikationen schnell und effizient überprüft werden können.

Ausblick in den zukünftigen Bildungsraum Schweiz

Wie könnte ein solcher digitaler Nachweis konkret eingesetzt werden? Dieser Frage gehen wir in unserem Video nach. Begleiten Sie Luca, der eine Lehre als Schreiner EFZ antritt. Er erhält seinen Lehrvertrag als digitalen Nachweis auf seinem mobilen Endgerät. Mit diesem digitalen Nachweis kann sich Luca anschliessend z.B. einfach und verifizierbar als Lernender ausweisen.

Video: Blockchains in der Bildung – Lucas Lehrvertrag: digital und verifizierbar

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Wie entsteht ein digitaler Nachweis?

Um zu verstehen, wie ein digitaler Nachweis funktioniert, muss man die Rollen der verschiedenen Elemente kennen, die für einen digitalen Nachweis benötigt werden. Dazu gehören ein dezentraler Identifikator (DID), ein Schema, eine Credential Definition und eine elektronische Brieftasche. Schauen wir nun am Beispiel von Luca – dem wir im Video schon begegnet sind – wie ein digitaler Nachweis entsteht.

Damit Luca seinen Lehrvertrag erhalten kann, muss er erst eine direkte und verschlüsselte Verbindung zum Berufsbildungsamt herstellen. Dies geschieht mithilfe sogenannter dezentraler Identifikatoren (DID). Die DID des Berufsbildungsamt ist dabei auf der Blockchain hinterlegt und identifiziert das Berufsbildungsamt eindeutig. Im Gegensatz zur DID des Berufsbildungsamt, bleibt jene von Luca privat und identifiziert ihn nur gegenüber dem Berufsbildungsamt.

Das Berufsbildungsamt, dass den Lehrvertrag als digitalen Nachweis ausstellt, nutzt nun das auf der Blockchain hinterlegte Schema für Lehrverträge. Eine Schema ist eine Art digitalisierte Formularvorlage. Es definiert die Informationen, die für einen Lehrvertrag notwendig sind und kann von allen autorisierten Stellen als Vorlage genutzt werden. Nach der Verwendung des Schemas signiert das Berufsbildungsamt den digitalen Nachweis (Lehrvertrag) mit Hilfe der Credential Definition. Eine Credential Definition enthält kryptografisches Schlüsselmaterial, welches eine Ausgabestelle eindeutig identifiziert und rückverfolgbar ist.

Nachdem der Lehrvertrag signiert ist, sendet das Berufsbildungsamt den Lehrvertrag als digitalen Nachweis automatisch an die elektronische Brieftasche von Luca und vom Lehrbetrieb. Mithilfe der elektronischen Brieftasche kann Luca seinen Lehrvertrag als digitalen Nachweis speichern und hat nun die Kontrolle über seinen digitalen Nachweis. Er kann somit selbst entscheiden, mit wem er die Daten teilt. Beim ganzen Prozess werden keine personenbezogenen Daten auf der Blockchain gespeichert, so dass die Privatsphäre von Luca garantiert ist.

 

Datenschutzperspektive

Aus datenschutzrechtlicher Sicht gewährleisten Schemas die Einhaltung des Grundsatzes der Verhältnismässigkeit, indem sie die zu verarbeitenden Daten minimieren und standardisieren. In Bezug auf die digitalen Nachweise ermöglichen sie die Stärkung des Rechts der betroffenen Person auf informationelle Selbstbestimmung, indem sie ihnen mehr Kontrolle über ihre Daten geben. Die Vertrauensbeziehung zwischen den Parteien gewährleistet, dass der Grundsatz der Datensicherheit eingehalten wird.

Chancen und Risiken von digitalen Nachweisen

Die Verwendung von digitalen Nachweisen mithilfe von DIDs, Schemas und Credential Definition ermöglichen eine sichere und dezentrale Identitätsverwaltung auf der Blockchain. Diese Technologie bietet ein hohes Mass an Sicherheit, Vertrauenswürdigkeit und Privatsphäre für die Inhaberinnen und Inhaber. Sie kann dazu beitragen, die Herausforderungen in der digitalen Welt im Bereich der Nachweis- und Identitätsverwaltung zu bewältigen.

Inhaberinnen und Inhaber von digitalen Nachweisen erhalten aber nicht nur die Kontrolle über ihre Daten, sondern sie sind auch für sie verantwortlich. Das bedeutet, dass sie sich um die Sicherung ihrer Daten kümmern müssen (z.B. bei einem defekten Smartphone). Zwar gibt es Anbieter von elektronischen Brieftaschen, die cloud-basierte Backups anbieten. Damit kann jedoch auch wieder ein Teil der Kontrolle über die Daten verloren gehen.

Um das volle Potential der Blockchain-Technologie wirklich auszuschöpfen, müssen digitale Nachweise branchenübergreifend realisiert werden. Das bedeutet, dass nicht nur Behörden, sondern auch Bildungseinrichtungen, Unternehmen und die breite Öffentlichkeit bereit sein müssen, diese Technologie zu nutzen und ihr zu vertrauen. Durch die sektorenübergreifende Anwendung können wiederum Synergien geschaffen werden, die den Nutzen und die Effektivität der Technologie maximieren. Dabei wären Interoperabilitätsstandards hilfreich, die gemeinsam entwickelt werden müssten.

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