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Microcredentials bescheinigen die Lernergebnisse kurzfristiger Lernerfahrungen, beispielsweise eines kurzen Kurses (z.B. eines Massive online open courses, kurz MOOCs) oder einer Schulung.

Gerade im Bereich der MOOCs werden Microcredentials oftmals in Form von Online-Zertifikaten ausgestellt. Die Ausstellungsarten unterscheiden sich jedoch je nach Kursanbieter und Kursform. So ausgestellte Microcredentials sind oft nicht fälschungssicher, nicht standardisiert und auch nicht digital verifizierbar. Zudem ist auch deren Handhabung für die Inhaber und Inhaberinnen umständlich, da die Verwaltung der Microcredentials abhängig ist vom Kursanbieter und der Ausstellungsart. Diese Nachteile können Gründe dafür sein, warum sich Microcredentials in der Arbeitswelt noch nicht umfassend durchgesetzt haben.

Microcredentials als digitale Nachweise

Digitale Nachweise können im Bereich Microcredentials helfen die Akzeptanz zu erhöhen und die Handhabung zu verbessern. Im Ökosystem der digitalen Nachweise, können Microcredentials auch als solche ausgestellt werden. Dies führt dazu, dass Microcredentials standardisiert werden können. Die als digitale Nachweise ausgestellten Microcredentials können nun ebenfalls in der elektronischen Brieftasche gespeichert werden. Dies erleichtert den Umgang für die Inhaberinnen und Inhaber, da alle Qualifikationen an einem Ort aufbewahrt werden können.

«  Ziel ist es, ein einfaches System zu haben, das auch bei Mikrozertifizierungen alle Qualifikationen einbezieht und es ermöglicht, kontinuierlich über die relevanten Daten zu verfügen und sie zu teilen.  »

Claudio Tessone, Uni Zürich

Microcredentials können nun zusammen mit anderen erworbenen Qualifikationen in einem digitalen Dossier zusammengefasst werden, um sie beispielsweise im Rahmen einer Bewerbung mit einem potenziellen Arbeitgebenden zu teilen. Für Arbeitgebende haben Microcredentials als digitale Nachweise den Vorteil, dass sie automatisiert verifiziert werden können.

«  Für das lebenslange Lernen können digitale Nachweise eine wichtige Rolle spielen. Es ist möglich digitale Nachweise aus unterschiedlichen Lebensbereichen zusammenzufassen und zum Beispiel bei einer Bewerbung einzubringen.  »

Christoph Graf, Switch

Förderung von Microcredentials

Damit Microcredentials als digitale Nachweise ausgestellt werden können und breite Akzeptanz finden, ist es wichtig eine einheitliche und gemeinsame Definition von Microcredentials zu erarbeiten. So muss definiert werden, für welchen Lernumfang Microcredentials ausgestellt und ob beispielsweise institutionelles Lernen erforderlich ist. Zudem sind weitere Aktivitäten und Massnahmen nötig. Die Europäischen Union schlägt unter anderem folgende Massnahmen für ihre Mitgliedstaaten vor:

  • Microcredentials in formalen, nichtformalen und informellen Lernumgebungen zu fördern
  • Verfahren zur Anerkennung von nichtformalem und informellem Lernen anzupassen
  • Qualität und Transparenz von Microcredentials zu unterstützen

Diese Massnahmen sollen dazu beitragen, eine solide Grundlage für die Entwicklung und Verbreitung von Microcredentials als anerkannte und vertrauenswürdige digitale Nachweise zu schaffen.

Effektive Infrastruktur durch Zusammenarbeit

Digitale Nachweise können dabei helfen, die erwähnten Massnahmen für die Förderung von Microcredentials umzusetzen. Erstens bieten digitale Nachweise die Möglichkeit, Microcredentials zu standardisieren. Um diesen Vorteil digitaler Nachweise für die Etablierung von Microcredentials zu nutzen, bedarf es einheitlicher Definitionen, zum Beispiel von Schemas und deren Attributen.

Zweitens bieten digitale Nachweise die Möglichkeit verschiedenste formale, nichtformale und informelle Qualifikationen fälschungssicher und digital verifizierbar zu belegen. Dabei verbessern sie die Ausstellungs- und Überprüfungsverfahren für alle Akteure, also Ausgabestellen, Inhaberinnen und Inhaber sowie Überprüfungsstellen.

Damit digitale Nachweise den Microcredentials als Instrument für lebenslanges Lernen zum Durchbruch zu verhelfen, braucht es ein grosses Mass an Zusammenarbeit. Bildungseinrichtungen, Regierungen und Arbeitgebende sowie weitere relevante Akteure müssen sich zum einen auf gemeinsame Standards einigen. Zum anderen müssen sie zusammen eine vertrauenswürdige Infrastruktur für digitale Nachweise schaffen und betreiben, über welche Microcredentials künftig ausgestellt und überprüft werden können.

Weiterführende Informationen

Christoph Graf, SWITCH
Christoph Graf
SWITCH
Er begleitet als Programmleiter die Aktivitäten von SWITCH in Richtung Nutzerzentrierung und Selbstsouveränität. Er ist einer der Architekten der SWITCH edu-ID und leitet die «edu sector working group» bei DIDAS.
Prof. Dr. Claudio J. Tessone
Prof. Dr. Claudio J. Tessone
Universität Zürich
Er ist Leiter der «Summer School: Deep Dive into Blockchain» und des Certificate of Advanced Studies on Blockchain an der Universität Zürich. Aktuell ist er Teil der Arbeitsgruppe für das UZH Wallet – eine digitale Wallet für Notenblätter und Diplome.

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Dieses Glossar erklärt wichtige Begriffe zum Thema «Blockchains in der Bildung». Es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird laufend ergänzt.